Das Therapieprogramm THOP ist mittlerweile zum Standard in der Verhaltenstherapie von Kindern mit Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörungen und oppositionellen Verhaltensstörungen geworden (6. Auflage; Döpfner, Schürmann & Frölich, 2019; zu beziehen über www.beltz.de). Es stellt eine umfassende Behandlung für Kinder im Alter von etwa 3 bis 12 Jahren dar. Das Programm basiert auf einem multimodalen Ansatz und bezieht alle betroffenen Personen in die Behandlung ein – das Kind, seine Eltern, ErzieherInnen und LehrerInnen.
Die verschiedenen Therapiekomponenten und Therapiebausteine des Programms können flexibel entsprechend der jeweiligen Bedürfnisse der Beteiligten kombiniert werden. Die Zusammenstellung basiert dabei auf einem differenzierten diagnostischen Vorgehen, bei dem nicht nur die Problembereiche, sondern auch die Stärken des Kindes und der Familie erfasst werden. Dieses Vorgehen wird im ersten Teil des Programms beschrieben. Der zweite Teil erläutert ausführlich die Durchführung der Therapie. Schwerpunkt ist das Eltern-Kind-Programm, bei dem kind- und familienzentrierte Interventionen eng aufeinander bezogen sind. Die Therapiebausteine behandeln z. B. die Etablierung von klaren Regeln und Grenzen, den Aufbau von Token-Systemen, Selbstmanagement oder die Bewältigung von Verhaltensproblemen bei den Hausaufgaben. Darüber hinaus wird auf Interventionen in Kindergarten und Schule eingegangen. Die Wirksamkeit des Therapieprogramms THOP wurde in mehreren Studien nachgewiesen.
Stand der Forschung
THOP wird von den aktuellen S-3 Leitlinien der AWMF als evidenzbasiertes Therapieprogramm bewertet.
Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP). (Hrsg). (2018). Langfassung der evidenz- und konsensbasierten Leitlinie (S3) Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Kindes und Jugendalter: Empfehlungen zur Versorgung und Behandlung. AWMF-Registernummer 028-045 (https://www.dgppn.de/_Resources/Persistent/6f514fd31d75221054f1d880bda9637728e2b92d/Langfassung%20ADHS%20Leitlinie_080618.pdf)
THOP wurde bislang in sieben Studien evaluiert:
6 (teilweise randomisierte) Kontrollgruppenstudien, davon eine im teilstationären Setting, eine Prä-Post-Verlaufsstudie; Stabilisierung von Effekten im Langzeitverlauf (bis zu 8 Jahren).
In diesen Studien konnten deutliche Effekte der Behandlung mit THOP nachgewiesen werden.
Studie 1
Berk, E., Plück, J. & Döpfner, M. (2008). Zufriedenheit der Eltern mit Elterngruppen auf der Grundlage des Therapieprogramms THOP in der klinischen Versorgung von Kindern mit ADHS-Symptomatik. Verhaltenstherapie mit Kindern und Jugendlichen-Zeitschrift für die psychosoziale Praxis, 4, 99-108.
Studie 2 (CAMT-Studie)
Döpfner M., Breuer D., Schürmann S., Wolff Metternich T., Rademacher C & Lehmkuhl G (2004). Effectiveness of an adaptive multimodal treatment in children with Attention Deficit Hyperactivity Disorder – global outcome. European Child & Adolescent Psychiatry 13 (Suppl. 1): I/117–I/129.
Döpfner, M., Ise, E., Wolff Metternich-Kaizman, T., Schürmann, S., Rademacher, C., & Breuer, D. (2015). Adaptive multimodal treatment for children with Attention-Deficit-/ Hyperactivity Disorder: An 18 month follow-up. Child Psychiatry & Human Development, 46, 44–56.
Döpfner, M., Ise, E., Breuer, D., Rademacher, C., Metternich-Kaizman, T. W., & Schürmann, S. (2020). Long-Term Course After Adaptive Multimodal Treatment for Children With ADHD: An 8-Year Follow-Up. Journal of Attention Disorders, 24(1), 145-162.
Studie 3
Dreisörner T. (2006). Wirksamkeit verhaltenstherapeutischer Gruppenprogramme bei Kindern mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS). Kindheit und Entwicklung 15: 255–266.
Studie 4
Ise, E., Schröder, S., Breuer, D., & Döpfner, M. (2015). Parent-child inpatient treatment for children with behavioural and emotional disorders: a multilevel analysis of within-subjects effects. BMC Psychiatry 15(1), 288.
Studie 5 (AIMAC-Studie)
Jans et al. (2015). Does intensive multimodal treatment for maternal ADHD improve the efficacy of parent training for children with ADHD? A randomized controlled multicenter trial. Journal of Child Psychology & Psychiatry, 56, 1298 -1313.
Jans et al. (2015). Does intensive multimodal treatment for maternal ADHD improve the efficacy of parent training for children with ADHD? A randomized controlled multicenter trial. Journal of Child Psychology & Psychiatry, 56, 1298 -1313. Hautmann, C., Döpfner, M., et al. (2018). Sequential treatment of ADHD in mother and child (AIMAC study): importance of the treatment phases for intervention success in a randomized trial BMC Psychiatry 18(1), 388.
Studie 6
Lauth G.W., Kausch T.W.E. & Schlottke P.F. (2005). Effekte von eltern- und kindzentrierten Interventionen bei Hyperkinetischen Störungen. Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie, 34, 248–257.
Studie 7
Salbach H., Lenz K., Huss M., Vogel R., Felsing D. & Lehmkuhl U. (2005). Die Wirksamkeit eines Gruppentrainings für Eltern hyperkinetischer Kinder. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie, 33(1), 59-68.