Der 14-jährige Tim erscheint in Begleitung seiner Mutter zum Erstgespräch. Er gibt an, dass er seit seinem 6. Lebensjahr immer wieder unter Tic-Symptomen leide. Derzeit ziehe er täglich die rechte Schulter hoch („Gerade das mit der Schulter kommt die ganze Zeit“). Durch die Bewegung habe er zunehmend Kopf- und Nackenschmerzen. Manchmal seien die Kopfschmerzen so stark, dass er eine Tablette nehmen müsse. Darüber hinaus verziehe er das Gesicht und mache manchmal bestimmte Geräusche („hm hm“). Tim sei sehr genervt davon und habe Angst „unangenehm aufzufallen“. Er äußert die Sorge, seine Mitmenschen könnten ihn „für behindert halten“ und in der Klasse zum Außenseiter zu werden. Aus diesem Grund sei er sehr bemüht seine Tics zu unterdrücken, wenn er in der Schule oder mit Freunden zusammen sei. Darüber hinaus würden ihn die Tics im schulischen, aber auch häuslichem Kontext deutlich ablenken und beeinträchtigen. Tim berichtet, dass er unter anderem in Stresssituationen (z.B. Klassenarbeiten) oft viele Tics habe, wohingegen wenn er seine Lieblingsmusik höre oder Gitarre spiele so gut wie keine Tics auftreten.
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Registrieren und freischaltenLebensgeschichtliche Entwicklung des Patienten und Störungsanamnese
Tim lebt gemeinsam mit seiner Mutter (49, Rechtsanwaltsfachangestellte), seinem Vater (42, Diplom-Ingenieur) und seiner Schwester (17, Schülerin) zusammen. Die Eltern geben an, dass die Schwester mit dem Wechsel auf die weiterführende Schule ebenfalls Tic- und Zwangssymptome gezeigt habe. Sie habe jeden Stuhl, bevor sie sich habe setzen können, gründlich desinfizieren müssen, ihre Schuhe auf eine ganz bestimmte Art und Weise immer wieder binden müssen und ein wiederkehrendes „Augen-zusammenkneifen“ gezeigt. Nach circa einem Jahr habe sich dies aber von alleine gelegt und die Mutter habe es als „Marotten“ abgetan. Auch der Vater gibt an, als Kind schon einmal Tics gehabt zu haben. Er habe den Eindruck, dass er bei einem erhöhten Arbeitspensum, auch die Augen vermehrt zusammenkneife. Die Schwangerschaft mit Tim, seine Geburt sowie die weitere frühkindliche Entwicklung seien unauffällig verlaufen. Tim sei ein eher angepasstes Kind gewesen. Im Kindergarten habe es keine Auffälligkeiten gegeben, er habe sich dort eher zurückhaltend und abwartend gezeigt. Dies beschreiben die Eltern auch jetzt als Persönlichkeitsmerkmale ihres Sohnes. Die Grundschulzeit sei ebenfalls ohne große Schwierigkeiten verlaufen, die Einschulung sei regelgerecht gewesen. Die Mutter habe ihren Sohn im Übergang zum Gymnasium körperlich angespannt und als sehr leistungsorientiert erlebt. Die körperliche Anspannung habe nur langsam abgenommen und er könne diese besser regulieren, jedoch sei er nach wie vor sehr leistungsorientiert.
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Registrieren und freischaltenPsychischer Befund zum Zeitpunkt der Antragstellung
Tim ist eingangs etwas zurückhaltend, jedoch in seiner Art offen und freundlich. Er wirkt sehr interessiert und beteiligt sich mit eigenen Fragen am Gespräch. Er hat keine Schwierigkeiten Blickkontakt aufzunehmen und zu halten. Affektiv schwingungsfähig. Keine berichteten Ängste. Es bestehen keine formalen und inhaltlichen Denkstörungen sowie keine Anhaltspunkte für das Vorliegen psychotischer Äquivalente. T. zeigt keine zwanghaften Tendenzen, da die Bewegungen nicht in einem bestimmten Ausmaß wiederholt und auch nicht mit Absicht gemacht werden müssen. In den ersten Sitzungen ist der Tic des Schulterhochziehens deutlich sichtbar, im weiteren Verlauf zunehmend auch das Verziehen des Mundes und der vokale Tic (hmhm) merkbar. Darüber hinaus sind keine psychopathologischen Auffälligkeiten, insbesondere keine Störung der intellektuellen und mnestischen Funktionen sowie keine Wahnsymptomatik zu verzeichnen. Ferner gibt es keine Anhaltspunkte für eine akute Suizidalität und keine Anzeichen für Drogenabusus.
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Registrieren und freischaltenVerhaltensanalyse
Die Tic-Symptome sind vor dem Hintergrund einer familiär genetisch bedingten Vulnerabilität zu betrachten (Schwester, Vater). Auf der motorischen Verhaltensebene zeigt Tim multiple motorische Tics. Diese gehen mit Kognitionen wie „hoffentlich sieht keiner, was ich mache“ einher. Angst vor Ablehnung ist die emotionale Begleiterscheinung. Physiologisch lässt sich eine erhöhte Anspannung verzeichnen.
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Registrieren und freischaltenDiagnose zum Zeitpunkt der Antragstellung
Achse I: Kombinierte vokale und multiple motorische Tics (Tourette-Syndrom) (F 95.2G)
Achse II: Kein Hinweis auf Teilleistungsstörungen
Achse III: Überdurchschnittliche Intelligenz (HAWIK III: 129)
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Registrieren und freischaltenTherapieziele und Prognose
Patientenzentrierte Therapieziele
- Aufbau von Wissen über Tic-Störungen
- Reduzierung der Tic-Symptome
- Verminderung symptomaufrechterhaltender Belastungen
- Anleitung Entspannungsverfahren; Stressreduktion
- Sicherer Umgang mit negativen Reaktionen von anderen Menschen
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Registrieren und freischaltenTherapieverlauf
Die Behandlung umfasste insgesamt 28 Sitzungen. Die Sitzungen fanden zuverlässig und überwiegend mit dem Patienten satt. Die Eltern nahmen in regelmäßigen Abständen eigene Sitzungen wahr. Zunächst lag der Fokus auf dem Aufbau einer tragfähigen und therapeutischen Beziehung, welche sich von Beginn an positiv gestaltete. Der Patient zeigte von Beginn an eine kooperative und freundliche Art. Mithilfe der wertschätzenden Haltung der Therapeutin und der Transparenz bezüglich der Therapieziele sowie der Therapiemethoden konnte der Patient und seine Bezugspersonen sich gut auf die Therapie einlassen.
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